07 Sep ein pferd ist ein pferd … natürlich, natürlich!
2009 fand das erste „European Bike Polo Championship“ in London statt. Quality interviewt den Grafiker und Illustrator Diego Mena, 32, der zum Organisationsteam gehört und unter anderem das Wettkampf-Plakat entwarf. Er beobachtet die Szene schon seit langem. Sein Fazit: „There’s a lot of love in bike polo!“
Quality war dabei, beim Bike Polo in Londons Straßen. Diese Stadt ist eines der unangefochtenen Zentren dieses sehr eigenwilligen Trendsports. Das Bike Polo, damals Cycle Polo, wurde schon 1891 in County Wicklow, Irland, von dem ehemaligen Radfahrer Richard J. Mecredy erfunden. Der Mannschaftssport lehnt sich an das traditionelle Polo an, statt Pferden jedoch werden Fahrräder verwendet. Seit 2007 hat sich das Bike Polo zu einem urbanen Trend in der ganzen Welt entwickelt. Im Mittelpunkt stehen nicht mehr der Rasen und Grünflächen, sondern kleine Fussball- und Basketballplätze, wie sie in großen Städten überall zu finden sind.
Diego, heute schon gespielt?
Nein. Ganz ehrlich: Ich schaue auch lieber zu. Es ist ein sehr schwieriger Sport, er verlangt eine Menge Praxis. Ich habe es ein paar Mal versucht, aber nichts ist komischer, als wenn man die ganze Zeit nur hinfällt. Da habe ich mich besser in die Rolle des Zuschauers begeben.
Was macht Bike Polo so kompliziert?
Im Grunde musst du drei Dinge beherrschen – dein Fahrrad, dein Schlagholz und deinen Blick für das gegnerische Tor. Das alles musst du gleichzeitig unter Kontrolle bringen, und das ist ziemlich professionell. Es ist ein hoher Level, auf dem derzeit gespielt wird. Die meisten der Sportler waren schon vorher geübte Fahrradfahrer. In den USA zum Beispiel entwickelte sich Bike Polo anfangs unter Kurieren und Messengern. Mittlerweile aber sind Leute aus sämtlichen Berufen dabei.
Nämlich?
Die Leute, die ich in London kenne, sind vor allem junge Männer und Frauen in den 20igern und 30igern. So weit ich das sagen kann, kommen sie oft aus dem kreativen Bereich: Fotografie, Film, Design, Fashion, Illustration. Ihre Kreativität bringen sie mit auf den Platz.
Was heißt das, wie genau sieht das aus?
Die Bike-Polo-Gemeinschaft ist so etwas wie eine DIY – do it yourself – Community. Und so wird der Sport gleichzeitig mit anderen Dingen erprobt. Ähnlich wie damals bei den Skateboardern, gibt es Innovationen vor allem in Fashion und in der Art, die Fahrräder zu gestalten. Das ist das, was mich besonders fasziniert. Am Anfang gab es jede Menge Rennräder, jetzt sehe ich vor allem Mountainbikes, dicke Räder und – natürlich – die selbst gemachten Radscheiben. Jeder kreiert sie nach seinem Geschmack: mit dem Namen des Teams, mit Zeichen oder Mustern.
Haben diese Kreationen denn besondere Namen?
Ja, Polo. Im Ernst, alles was sich auf dem Platz entwickelt oder was dort entsteht, würde ich unter diesem Begriff zusammenfassen. Es ist quasi wie ein Modename selbst. Polo folgt nicht der Mode, sondern anders herum. Es ist ein sehr offener Sport. Du hast Leute, die haben Bart, und andere, die haben keinen. Das Gleiche mit den Tattoos. Zwar gibt es so etwas wie ein „modisches Bewusstsein“ dadurch, dass es ein städtischer Sport ist, aber normalerweise werden auf dem Platz einfach T-Shirts, Shorts und Helm getragen. Vielleicht ähnelt es am ehesten dem Bike Messenger Look.
Aber nicht alle tragen einen Helm. Sehen sich manche nicht doch eher als kampfeslustige Gladiatoren?
Ich denke, darin liegt ein Missverständnis. Manche Teams, wie etwa die amerikanischen, spielen vielleicht etwas robuster. Aber überall, wo ich war, habe ich keine ernsthaften Unfälle gesehen. Natürlich gibt es viel Körperkontakt zwischen den Spielern, sie werden auf dem Platz auch manchmal sauer aufeinander. Genau genommen aber sind sie alle Freunde, die nach dem Turnier zusammen einen trinken gehen.
Wie läuft denn so ein Spiel genau ab?
Das hängt ein wenig davon ab, wie, was und wo du spielst. Es gibt die verschiedenen Ligen weltweit, den „European Championship“, der dieses Jahr in Barcelona stattfand, den „North American Championship“ und den „World Championship“. Dann hast du jede Menge von offenen Turnieren, an denen jeder von überallher teilnehmen kann. Normalerweise dauert ein Spiel zehn Minuten, im Finale bei Turnieren kann es auch mal 20 Minuten gehen. Andere wiederum spielen es so, dass Schluss ist, wenn ein Team fünf Tore erzielt hat. Genau so variiert es in den Mannschaften: Manche spielen zu viert, manche zu fünft.
Was begeistert dich als Zuschauer an diesem Sport?
Ich finde es toll, dass es ein Sport ist, in dem Männer und Frauen zusammen spielen und kämpfen. Das gibt es doch sonst nirgends! Dann fasziniert mich das Spiel an sich, vor allem auch optisch. Zu sehen, wie das Fahrrad die Verlängerung des Körpers wird, das Gleichgewicht, das die Spieler halten müssen. Alle meine Freunde, die ich mal zu einem Turnier auf dem Hartplatz mitgenommen habe, waren beeindruckt. Ich denke, dass Bike Polo wirklich eine Zukunft als ein Sport hat, den man sich gern anguckt.
Wann startest du deinen nächsten sportlichen Versuch?
Mal sehen, vermutlich gar nicht. Bike Polo ist auch so ein Teil von mir geworden. Ich habe viele Freunde gefunden und die Entwicklung gesehen. Ich bin ziemlich gespannt, wo es hinführt. Im Grunde ist Bike Polo fast mehr als einfach nur ein Sport. Für die Spieler bedeutet es ein Teil ihres Lebens, eine zärtliche Gemeinschaft, in der jeder den anderen unterstützt, in der man gemeinsam spielt, Bier trinkt und auch mal rumhängt. Man kann es so sagen: In Bike Polo steckt viel Liebe!
Sorry, the comment form is closed at this time.