Mein Auto ist mein Schloss

Wer hat das schönste Auto im ganzen Land? Obwohl noch relativ jung, zählt der Concours d`Elegance vor der eleganten Kulisse des Schloss Bensberg zu den Must-Terminen der Sammler. Hier buhlen die kostbarsten automobilen Schöpfungen um die Gunst der kritischen internationalen Jury.

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Die Geschichte des Automobils ist erst rund 125 Jahre alt – ein Wimpernschlag verglichen mit der Historie des menschlichen Kunstschaffens. Und doch gibt es beim Besuch eines renommierten Klassikertreffens immer wieder Entdeckungen, die auch versierte Fachleute begeistern, seltene Stücke, die nie in Serie hergestellt wurden oder allenfalls zwei, drei Mal gebaut wurden. Von der klassizistischen Architektur des Grandhotel Schloss Bensberg in Szene gesetzt, konnte man zum Beispiel einen mondänen Duesenberg SJ aus dem Jahr 1933 bewundern, eine deutsch-amerikanische Limousine, deren ausgeprägte Präsenz auch einem Großen Gatsby gefallen hätte. Der Mercedes-Benz Typ 170 V von 1938 war ein Forschungsfahrzeug des legendären Aerodynamikers Wunibald Kamm. Sein „abgeschnittenes“ Heck diente beispielsweise als Basis für die späteren Sportwagen von Alfa Romeo, die von Zagato so für den Renneinsatz getrimmt wurden. Der Borgward Hansa RS 1500 aus Privatbesitz, ein schlanker, silberner Rennwagen, trat Mitte der fünfziger Jahre den Beweis an, dass das Unternehmen aus Bremen auch schnelle, erfolgreiche Autos bauen konnte.

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Das Aufgebot für die 6. Auflage der Bensberg Classics hatte etwas für jeden Enthusiasten: einen Maserati 450S, einen Ferrari 250 MM Spyder von Vignale gestaltet, den Delta 1 aus Kunststoff (1967) von Metzeler, den Studebaker Avanti R2, ein DKW 3=6 Monza-Coupé, einen Cisistalia 505 F, einen BMW 503, und und und. Die Liste schien endlos. Nicht nur die Classics-Gäste, die an dem edlen Metall vorbei flanierten hatten die Qual der Wahl. Auch die Jury-Mitglieder, weithin an ihren Panamahüten erkennbar, beäugten fachmännisch den Grad des Originalzustandes der geparkten Schönheiten. Hatten sie doch in insgesamt 18 Kategorien Preise zu vergeben. Als Gesamtsieger fuhr schließlich eines dieser unnachahmlichen italienischen Traumcabrios auf die Rampe, in das man sofort einsteigen und losbrauen möchte: Der kleine, cremefarbene Maserati 150 GT Spyder von 1957 mit einem 250 PS-Sechszylinder ist aber eigentlich ein verkappter, offener Rennwagen – und er wurde tatsächlich nur einmal gebaut.

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Traditionell gehört zum exklusiven Wochenende der Schloss Bensberg Classics eine Rallye Historique bei der sich rollende Millionenwerte und liebgewonnene Oldtimer gleichermaßen in der Kunst der Gleichmäßigkeit zum Takt der Stoppuhr üben müssen. Der Weg führte durch die verschwiegenen Weiler und Landschaften des malerischen Bergischen Landes. Für Quality Magazine hatte die Volkswagen Classic einem Unikat der Wolfsburger Sammlung die Lizenz zur Ausfahrt erteilt. Das hübsche kleine 411 Cabriolet von 1968 wurde rätselhafterweise nie in Serie gebaut. Ein Leichtgewicht von rund 1.000 Kilogramm, das von einem Vierzylinder mit 68 PS bewegt wurde, fand es immer wieder Fans unter den Zaungästen – trotz der Dichte an anderen Traumwagen. Und hätte sich die Batterie nicht hitzefrei genommen, wäre die Platzierung bestimmt besser als Startnummer 81 ausgefallen. Jeden packt bei diesen Klassikerrallyes irgendwann der Ehrgeiz, egal, ob im Bugatti, Rolls-Royce oder Volks-Cabrio.

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Nicht jedem Fahrzeug sieht man auf der Straße an, dass ihm seine Konstrukteure auch Renngene mit auf den Weg gegeben haben. Vor dem aristokratischen Schloss hatte Volkswagen eine bürgerliche Reihe von Käfer und Vertreter der diversen Golf-Generationen aufgestellt, die in ihrer besten Zeit und in ihrer Klasse tatsächlich den Motorsport dominierten und sogar Rallye-Weltmeister geworden waren.

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 von Alexandra Felts, Quality Motion Ressort

 

 

 

 

 

 

 

 

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