Rosinenpicker

von Marielle Kreienborg

Es war die spektakulärste, größte und wohl „süßeste“ Hilfsaktion aller Zeiten: die Luftbrücke der Alliierten nach West Berlin erhielt von 1948 bis 1949 über zwei Millionen Menschen mit ihren Lebensmitteltransporten am Leben und versüßte den kleinen Mitbürgern im zerbombten Nachkriegsberlin mit über 20 Tausend Tonnen Süßigkeiten den Alltag.

Die Berliner Luftbrücke diente der Versorgung der Stadt Berlin mit Lebensmitteln, Kohle und Medikamenten durch Flugzeuge der Westallierten, nachdem die sowjetischen Besatzungsmächte die Luft-und Wasserwege von der Trizone nach West-Berlin vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 durch die Berlin-Blockade gesperrt hatte.

70 Jahre später, im Sommer 2019, kommen die historischen „Rosinenbomber“ anlässlich des 70. Jubiliäums der Luftbrücke zurück nach Deutschland –  zum wahrscheinlich letzten Mal. Die Maschinen der Typen Douglas DC-3/C-47, Douglas DC-4/C-54 und Junkers JU-52 machen sich von den unterschiedlichsten Plätzen der Welt auf nach Berlin: Über 30 Original-Maschinen aus Südafrika, Amerika, Australien und ganz Europa fliegen zum „Big Lift“ am 15. Juni 2019 noch einmal die altbekannten Routen bis in die Hauptstadt, wiederholen den Candy-Drop und erschaffen eine öffentliche „Luftbrücke zum Anfassen“ auf den Flugplätzen von damals.

Zum ersten Mal in der Geschichte wird die Luftbrücke für die heutige Generation sichtbar und erlebbar sein: an den Flughäfen in Wiesbaden- Erbenheim, auf Faßberg und Berlin/Schönhagen werden die Crews und Maschinen dem Publikum hautnah zur Verfügung stehen. Die Luftbrücke wird noch einmal mit Original-Zeitabständen nachgestellt, begleitet von mehrtätigen öffentlichen Veranstaltungen sowie Schul- und Jugendprojekten.

Mit an Bord ist auch die letzte lebende Ikone der Luftbrücke 1948: US-Amerikaner und ehemaliger Pilot der United States Air Force Gail Halvorsen, besser bekannt als der erste „Rosinenbomber“. Gail Halvorsen war der Mann, der die Versorgungspflüge der Westmächte nach Berlin zu „Rosinenbombern“ machte. Der Erfinder des „Candy-Drop“ hat  als erster Pilot an kleinen Fallschirmen befestige Süßigkeiten aus seiner Maschine abgeworfen und den Kindern in Westberlin damit unbezahlbare Glücksmomente beschert. Der Schirmherr des Events wird im nächsten Jahr 99 Jahre alt, will sich das größte Ereignis in der Geschichte der Luftfahrt in den letzten 70 Jahren aber um keinen Preis entgehen lassen.

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