Rückwind

Der Hamburger Typograf Thomas Eibenberger hat sich in den letzten Jahren zu einem grandiosen Sportfotografen entwickelt. Egal, ob bei den Voiles d´Antibes im Süden Frankreichs oder im kühlen Flensburg bei der Rolex Baltic Week – der leidenschaftliche Wassersportler gibt alles, um die Emotionen und Leidenschaften der Yachtsegler einzufangen. Mit seiner Nikon in der Hand fährt Eibenberger im Schauchboot, um den Kampfgeist bei großen Segelrennen richtig vor die Linse zu bekommen.

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Wenn man mit Thomas Eibenberger über seine Arbeit spricht, dann fällt eines sofort auf: Klein und fein sind
seine Lieblingswörter. Dabei sind seine Projekte zwar fein, aber alles anderes als klein. Zumindest wenn man
sich die Bilder der 15 Meter langen Yachten ansieht, die bei Windstärke Sechs ziemlich schräg im Wasser
liegen. Allein schon die weißen Segel sind rund 800 Quadratmeter groß. Aber vielleicht bevorzugt Eibenberger
diese Wörter, weil er lange mit eher kleinen und feinen Dingen zu tun hatte. 1969 in Fritzlar geboren machte er zunächst 1989 eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Das bedeutete, kleine Bleibuchtstaben Millimeter genau aneinanderzureihen, in Druckerschwärze einzutauchen und ohne zu klecksen diese auf edles Papier in seinen unterschiedlichen Weiß-Tönen vorsichtig zu bedrucken. Diese Handarbeit erforderte ständige Konzentration
und Präzision. Ein Jahr nach der Lehre arbeitet er in der Düsseldorfer Werbeagentur Grey, um dann vier Jahre
Kommunikationsdesign in Köln zu studieren. Dank der langen Semesterferien hatte er endlich Zeit, seiner Leidenschaft, dem Surfen zu frönen. In den Sommermonaten verbrachte er auf der Kanarischen Insel Fuerteventura.

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Dort shapte er in einer kleinen Custom Made-Schmiede Surfboards, reparierte allerlei Bretter, schlief in seinem kleinen Fiat Panda oder gleich unter freiem Himmel am Strand mit anderen Surfern.
Zurück in Deutschland entwickelte sich Eibenberger zum kreativen
Gestalter mit Computer. Es ging um komplexe Grafikprogramme, Pixelgenauigkeit und das Konzipieren der ersten Websites. Eibenberger surfte auf der ersten Internetwelle und tourte als Angestellter durch diverse Designagenturen. Ein Jahr nach dem Platzen der Internetblase 2000 machte sich der begeisterte Wassersportler unter dem Namen Elbpiraten in Hamburg mit seinem eigenen Designbüro selbstständig. Die Nähe zum Wasser und die
Möglichkeit, bei guten Wetterbedingungen schnell surfen zu gehen, waren ein Grund für seinen Umzug aus der Schweiz in den Norden. Am Wochenende aufs Wasser, in der Woche ins Internet: Es entstanden zahlreiche Corporate Design, Musikvideos oder Zeichentrickfilme – und noch immer ging es um die kleinen, feinen Themen, um geprägte Visitenkarten oder um zarte Linienzeichnungen. Und noch immer waren Hobby und Beruf getrennt. 2008 packte Eibenberger spontan bei seinen Ausflügen ans Meer seine analoge Kamera ein, experimentierte ein bisschen und wechselte das Format: Statt klein und fein, gab es jetzt groß und wild:
Die wunderbaren Fotostrecken von maritimen Landschaften und anderen Erlebnissen auf dem Meer groß hängen als 3,07 lange und 1,8 Metern hohe Kunstwerke in privaten Wohnhäusern oder öffentlichen Gebäuden.

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Eines sieht man seinen Arbeiten aber trotz der Größe an. Sie sind pixelgenau, gestochen scharf und perfekt komponiert. Also doch irgendwie klein und fein. „Fotografieren bedeutet für mich die intensive Auseinandersetzung
mit einer Situation. Es ist fast wie Meditation, ein sich Fallen lassen in den entscheidenden Augen blick“, beschreibt Eibenberger seine Zugang zur Fotografie. „Gerade bei sich bewegenden Objekten wie bei den Yachten, wo sich die Bildsituation im Sekundentakt verändert, will ich eine möglichst perfekte Bildkomposition – ohne den Bildausschnitt wie häufig üblich später am Computer zu korrigieren.“

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