Santa Maria

Schon als Kind kritzelte klein Federico statt Feuerwehrautos eine Riva-Yacht in sein Schulheft. Wind, Meer, Speed – begeisterten ihn und waren ein Fingerzeig in seine berufliche Zukunft: Heute ist groß Federico ein top Yacht-Designer mit internationaler Klientel.

Im Moment übertreiben es die Meisten ein bisschen und überladen alles.” Wenn Federico Santa Maria über seine Passion spricht, erkennt man einen Designer, der nicht nach der Devise “mehr ist mehr”, Kitsch und Protz zu Wasser lässt. Abseits des kommerziellen Geschmacks, entwirft er Boote, die so modern, so reduziert und organisch wirken, dass man die stereotypen Vorstellungen einer Luxusyacht gründlich zu überdenken beginnt. Funktionalität, gepaart mit Seetüchtigkeit und Präzision bilden bei ihm die Voraussetzung für kreative und formschöne Designs.

Wie andere “irgendetwas mit Medien” machen wollen, war dem Mailänder immer klar, dass er “irgendetwas mit Booten” machen möchte, in seiner Freizeit werkelte er ohnehin permanent auf und an ihnen herum. Aus der Passion wurde Profession. Nach dem Architekturstudium verfasste Santa Maria 2009 eine Dissertation über Komposit-Werkstoffe. Dabei handelt es sich um Verbundwerkstoffe, die immer aus zwei oder mehr Materialien bestehen, welche miteinander gemischt oder verbunden werden und so völlig neue Eigenschaften mit sich bringen, als der einzelne Ausgangsstoff. Ein Thema, das Federico für seinen Job prädestiniert, denn je geschickter er Materialien für seine Ideen mixt, desto windschnittiger und leistungsstärker die Yachten.

Bevor er 2012 sein eigenes Studio eröffnete, sammelte der Italiener zunächst Erfahrungen bei Wally Yachts und entwickelte seinen eigenen Designstil: “Häufig folgen Designer einfach nur Trends. Es gibt viele neue Kunden aus dem Mittleren Osten oder Russland. Aber ich bin eher für einfache Linien und gleichmäßige Formen.

Bei Wally Yachts traf Federico seine heutige Geschäftspartnerin Valentina Magnolfi. Als Kollegen arbeiteten sie gemeinsam an Yacht-Projekten, sie designte das Innere, er das Äußere. “Je stärker die Synergie zwischen uns wurde, desto größer wurde der Wunsch, eine eigene Firma zu gründen. Seit vier Jahren existiert das Studio Santa Maria Magnolfi in Mailand und realisiert Yachtträume für luxusverwöhnte Kunden, die ganz auf Federicos Welle schwimmen. In seinem eigenen Team kann er seine von klaren Formen und Strukturen gekennzeichneten Design-Ansätze umsetzen. Und das mit Erfolg: Letzten Oktober nahm Santa Maria Magnolfis Entwurf für eine 70 Meter lange Exploreryacht an dem ersten Hublot Design Prize in Tokyo teil. Der drei Deck umfassende Koloss wird derzeit mit Rossi Navi, einer der wichtigsten italienischen Werften, gebaut und umfasst drei exklusive Decks, die weder Spa, noch Kino, Crew-Räume, Helikoptergarage, Wintergarten noch Terrassen vermissen lassen. Das Besondere: Die sanfte Wal-Form vereint sämtliche Technik im Bug der Superyacht. So entsteht eine organische Struktur, die das Boot wie einen sanften Moby Dick durchs Wasser gleiten lässt. Auch im Inneren bleibt das Studio seinem Credo treu: “Jedes Möbelstück soll Strenge, Modernität und Linearität vermitteln. Von der Auswahl der Möbel bis hin zu gemalten Elementen.

Designliebhaber schauten bislang häufig in die andere Richtung, schiffte ein Statussymbol in Form einer reich verzierten, überladenen Luxusyacht an ihnen vorüber. Merkmale, die für Santa Marias Auftraggeber eine untergeordnete Rolle spielen. Anders würde aus seinen puristischen Entwürfen wohl nie Realität werden. Flexibilität bewahren er und seine Mitarbeiter dennoch: “Einige Hersteller bevorzugen es, die Möbel und das Innenleben selbst zu fertigen, aus kommerziellen Gründen. Andere wollen unser Design von Null an, damit alles zum Boot passt. Ich muss sagen, einfacher ist es, alles selbst zu designen,” erzählt Federico im Interview. Methodisch geht das Team von Innen nach Außen vor, zunächst entsteht die Konstruktion der Yacht, danach folgt das Technische und die Architektur der Yacht bis hin zum Design der Möbel sowie des Interieurs. Sowohl Hightech-Raffinessen als auch extravaganten Raum-Wünschen sind dabei – Budget entsprechend – keine Grenzen gesetzt.

Minimalismus auf hoher See ist zum Markenzeichen der stylischen Entwürfe aus Federicos Feder geworden. Nach dem Motto “form follows function” legt er vor allem Wert auf die Selektion spezieller Materialien: “Ich bevorzuge natürliche Materialien wie Holz oder Leinen, ich mag verschiedene Zusammensetzungen. Das reduziert das Gewicht des Bootes und ermöglicht eine höhere Leistung.”

Das Faible des Design-Duos für lineare Formen drückt sich auch im Projekt einer 30 Meter Schnell-Segelyacht aus, die das Studio ebenfalls entwickelt: “Die Idee war, über eine Segelyacht nachzudenken, deren Deck sich wie eine Art Stoff verhält, der das Meiste von dem bedeckt, was man für gewöhnlich auf einem Deck findet. Man kann sehen, dass der Mittelteil des Kabinendaches angehoben und so Teil des Decks wurde.” Das unkonventionelle Boot-Design ist auch eine Herzensangelegenheit für Santa Maria, der leidenschaftlicher Sport-Segler ist. Denn Hochleistungs-Segelboote geraten seiner Ansicht nach mehr und mehr ins Hintertreffen – im Gegensatz zu den allgegenwärtigen Motorbooten. Er bedauere das sehr, schließlich könne man unter Segeln jede Ecke der Welt auf ökologische Weise erreichen.

Unter Verschluss befindet sich derzeit noch ein weiteres spannendes Projekt aus Federicos Studio: Lapo Elkann, Design-Chef von Fiat und Lieblingsenkel des Autokonzern-Gründers, ist Santa Marias Arbeit sehr verbunden. Gemeinsam mit ihm entwickelte Federico in Zusammenarbeit mit dem Studio Garage Italia Casta eine 43 Meter lange Superyacht. Unter der Flagge der Werften Riva und Guitana entsteht ein einzigartiges Boot mit militärischen Elementen und sehr innovativen Besonderheiten. Man darf gespannt sein, wie sich die puristisch organische Handschrift des Designers dieses Mal in Form einer Luxusyacht ausdrückt. Eines steht schon jetzt fest: Für Federico wird aus der Kritzelei einer Riva Yacht in seinem Schulheft tatsächlich Realität.

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