Erwachen im neuen Kleid

„Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein anerkannten Buddha übertrifft, das ist eine unerhörte tat“, begeisterte sich Henry Miller über das Werk „siddhartha“ von Hermann Hesse, das Anfang des 20. Jahrhunderts publiziert wurde. Ein spirituelles Werk über einen indischen Brahmanen, das den schweizer Künstler nikolai Winter zu seinem RollsRoyce-Buddha-Projekt inspirierte.

 

Spirit of Ecstasy III

Das geflügelte Wort „Der Weg ist das Ziel“ ist zwar nicht indisch, sondern stammt von dem chinesischen Philosophen Konfuzius, zieht sich aber reziprok durch das geschaffene Werk Winters. Von der Idee zum Schaffensprozess bis zur Vollendung, ja sogar bis zu Rezeption.

 

Eisengerüst schweißte. Mit den Einzelteilen des Rolls Royce bedeckte er Stück für Stück das Werk

 

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Für den Künstler selbst war der Schaffensprozess ein langer und mühsamer Weg: zwei Jahre, 900 Arbeitsstunden waren notwendig, um aus einem weißen Rolls-Royce die 250 kg schwere Buddha-Statue zu schaffen. Zunächst formte er aus Styropor die Figur des übergroßen Buddhas, über die er ein Eisengerüst schweißte. Mit den Einzelteilen des Rolls-Royce bedeckte er Stück für Stück das Gerüst der Statue. Einzig unberührt blieben der Kühlergrill, den Nikolai Winter im Rücken Buddhas platzierte und die „Emily“, die der Meditierende in seinen Händen hält. Ein Bildschirm im Kühler platziert zeigt das Automobil in seinem Ursprung. Die frühere Existenz des Materials verschmilzt mit der gegenwärtigen, die Langlebigkeit und Nachhaltigkeit des Rolls-Royce findet somit seinen Wiederhall in der für ewiges Leben stehenden Buddha-Figur. „In Anlehnung an Hesse’s indische Dichtung wollte ich das Luxussymbol in soziale Werte verwandeln. Der Buddha symbolisiert Bescheidenheit und Spiritu

 

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„Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein anerkannten Buddha übertrifft, das ist eine unerhörte tat“, begeisterte sich Henry Miller über das Werk „siddhartha“ von Hermann Hesse, das Anfang des 20. Jahrhunderts publiziert wurde. Ein spirituelles Werk über einen indischen Brahmanen, das den schweizer Künstler nikolai Winter zu seinem RollsRoyce-Buddha-Projekt inspirierte. Erwachen alität,“ beschreibt Nikolai Winter, der dem Buddhismus sehr nahe steht, seine Idee und Intention. Dieser Ansatz zeigt sich ebenso in vielen anderen Werken des jungen Künstlers. In seinen Werkreihen „luxury goods“ und „consumerism“ sind Konsumgesellschaft, Nachhaltigkeit und Recycling seine Generalthemen. In makellosem Chrom eingeschweißte superiore Güter, Luxusartikel aus den Häusern Chanel, Dom Pérignon und Rolex bleiben in ihren Konturen hinlänglich erkennbar. Eine zum Teil verschleierte Identität offenbart eine neue, entfremdete Identität.

 

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Blindtext. Eisengerüst schweißte. Mit den Einzelteilen des Rolls-Royce

 

 

Im Rahmen der ART Basel erfolgreich von der Galerie Scheublein + Bak vertreten sind kommende Projekte bereits in Sicht, so z.B. die „Art International Istanbul“. In zukünftigen Werken konfrontiert sich Nikolai Winter noch intensiver mit der Umwelt im Kontext seiner Auseinandersetzung mit den Themen Konsum und Nachhaltigkeit. Wie Siddhartha musste auch Buddha einen langen Weg bis zur Erleuchtung zurücklegen. Dieser lange und mühsame Weg blieb weder dem Künstler, noch der Plastik erspart. Und in logischer Konsequenz muss sich dem auch der Rezipient stellen

 

 

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